Kölner Stadt-Anzeiger; Mittwoch, 12. Oktober 2011
Gegen das Minus am Dialekt
Mundart – Kölsch, eine Sprache, die den „Melatenblonden“ vorbehalten ist? „In Deutschland ist der Dialekt leider immer noch mit einem Minus versehen“, sagt Armin Foxius, Mundartautor und Hauptschullehrer. Der 62-Jährige hat gerade mit dem Dabbelju Verlag das Hörbuch „Hürens! Kölsche Geschichten“ aufgenommen. Für Foxius ist der Negativ-Stempel nicht nachvollziehbar. Kölsch sei für ihn viel näher dran an den Menschen, viel milder, viel mehr Herzensangelegenheit. Doch damit die Sprache nicht ausstirbt, bräuchte es mehr Realitätsbezug. Hier wünscht er sich mehr Nachwuchs, der das Stadtgeschehen bissig kommentiert. So wie „Brings“ oder das Hänneschen-Theater. Themen für seine Hörbuch-Geschichten findet Foxius deswegen hauptsächlich auf der Straße oder auch mal in der Kneipe.
„Ich wohne am Rudolfplatz, gehe oft spazieren oder sitze einfach auf einer Bank.“ Notizblock und Bleistift (mit Minenschoner) hat er immer dabei, um das Erlebte direkt festzuhalten. Seine Geschichten sind natürlich trotzdem immer ein Konstrukt: „Da fließen viele Begegnungen ineinander.“ Nach seinen Lesungen auf Kölsch hört Foxius vom Publikum oft: „Jetzt verstonn’ ich dat endlich.“ Ähnliches erhofft er sich von der neuen Hörbuch-CD. „Dialekt hat eine identitätsstiftende Funktion. Wir erleben eine Renaissance der Region. Und genau in diese Nische wollen wir.“ Anspieltipp: Foxius’ Lieblingsgeschichte ist Track neun, „Käsper stirv zweimol.“ (gm)