Deutsche Welle

Von foxius.de am Mittwoch, 25. Januar 2006

Nä wat ist das schön, überall nur kölsche Tön…
Rheinischer Singsang

Als Kinder, sagt Lehrer Armin Foxius, erlebten er und seine Mitschüler an den Schulen den Kölschexorzismus. Eltern seiner Schüler kennen die Schule nur als eiserne Verfechterin der deutschen Hochsprache. Einfach drauflos reden – verboten.
Obwohl den meisten damals der Schnabel kölsch gewachsen war. Auf der Straße Kölsch, im Klassenzimmer Hochdeutsch – so war das früher. Heute sind beispielsweise an der Ursula-Kuhr-Schule kölsche Töne nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Vor Armin Foxius, der dort seit 20 Jahren eine Kölsch AG leitet, sitzt nun gespannt ein Grüppchen aufgeweckter Fünft- bis Siebtklässler. Türken, Iraner, Deutsche. Sie wollen Kölsch lernen.

Wenn der Rheinländer spricht, dann singt er. Also müssen sich die Schüler erst einsingen. “Och, nä.” Das “och” hebt Foxius in die Kopfstimme, beim “nä” rutscht er in den Hals. Kopfstimme, Hals. Kopfstimme, Hals. Foxius singt vor, die Kinder nach. Manche sprechen fast perfekt. Einige fangen bei Null an und finden Kölsch so schwer wie eine Fremdsprache.

Akademie für kölsche Sprache

Volker Gröbe von der “Akademie för uns kölsche Sproch” findet Kölsch auch schwer. Trotzdem sieht er es nicht so gerne, dass viele einen Mischmasch aus Hochdeutsch und Kölsch reden. Also unterrichtet er einmal pro Woche Erwachsene. “Kaum eine Sprache hat so viele Vokale wie Kölsch”, erklärt er. Im Hochdeutschen sei das “o” entweder offen und kurz oder geschlossen und lang. Banal. Kölsch besitze zusätzlich noch ein offenes langes und geschlossenes kurzes. Und beim Wörtchen Jold, also Gold, fängt der Kölner beim “o” an und zieht es in einer Schleife zum “u”. “Rheinischer Singsang”, lacht Gröbe und leitet über zur Grammatik.
Kölsch im Schnelldurchlauf. Ich komme, du kommst, er kommt und so weiter. “Wenn ein Ausländer im Deutschen konjugieren muss, stöhnt er”, sagt Gröbe, “der soll erst mal Kölsch lernen.” Dann nämlich heißt es: Ich kumme, do küss, hä kütt, mir kumme, ehr kutt, se kumme. Bei den Fällen macht sich der Kölner das Leben da schon leichter: Ob dä Möpp dä Jupp oder dä Jupp dä Möpp arch fies jän hät – ob der Hund den Jupp oder der Jupp den Hund zum Fressen gern hat – dem Kölner ist das egal. Also weg mit dem Akkusativ. Den Genitiv umschreibt er einfach mit dem Dativ. Dann heißt es nicht mehr Jupps Hund ist verrückt, sondern däm Jupp singe Möpp es jeck, dem Jupp sein Hund ist verrückt. Feedich! Fertig.

Lehrer Foxius will mit seinen Schülern allerdings erst einmal keine Grammatik pauken. Sie sollen sich beim Kölsch-Sprechen wohl fühlen. Dann könnten sich auch andere in der Nähe seiner Schüler wohl fühlen. Denn wer Kölsch spricht, hät et Hätz op der Zung. Was einfach nur heißt: Kölsch macht sympathisch.

Jutta Wasserrab