Report K; Montag, 10. März 2008
Kölsche Texte in neuer Orthografie: “Et hät noch immer god gegange”
Köln, 10.3.2008, 22:15 Uhr > Bei der Akademie för uns kölsche Sproch ist man glücklich jetzt über ein Buch mit Texten zu verfügen, die nach der neuen Orthografie geschrieben sind. Und vor allem einheitlich, denn das war bisher die größte Problematik im Schriftkölschen. Wer jetzt aber glaubt ein langweiliges Lesebuch vor sich zu haben, der irrt und kennt die kölsche Sprache nicht. Aldi-Talk auf Kölsch mit bestem Denglisch, “Barackedaggel” die den “Hellige Mann” beißen und die dann noch mit dem herrlichen “Kosenamen” “mopsgedaggelte Haseterrier” versehen werden. Heute wurde aus der Anthologie “Et hät noch immer god gegange” im Mediapark vorgelesen.
Von Paris l´amour bis Ihrefeld
14 Kapitel mit 60 Geschichten aus dem Alltag umfasst das “Kölsche Leseboch” mit dem Titel “Et hät noch immer god gegange”. Geschrieben haben die Geschichten bekannte Kölsch-Autoren wie Gabi Amm, Christa Bhatt, Armin Foxius, Alice Herrwegen, Ingeborg F. Müller, Helga Nettersheim, Johannes Sievers, Heinz Wild und viele andere. Das Buch ergänzt das Kölsche Wörterbuch, die Kölsche Grammatik und das Lehrbuch zur kölschen Sprache. Es enthält Prosatexte, aber auch Lyrik. Ein wunderschönes kleines Stück auch von Carl Plückthun, der im Kölner Karneval auch als “Ne Extrembergsteiger” bekannt ist: “Paris l´amour”.
“Kölsche Texte für die Zeit aus der Zeit”
SK-Stiftung Kultur Chef Dr. Bögner betonte die Wichtigkeit der Akademie för uns Kölsche Sproch und zeigte bei der Begrüßung zur Lesung auf, dass es sich bei der Kölschen Sprache nicht um eine Mundart, sondern um eine eigene Sprache handelt, der die Akademie sogar mit Sprachwissenschaft begegnet. Alice Herrwegen verriet, dass man eine weitere Anthologie plant in der ältere Texte mit den neuen Schreibregeln überarbeitet werden sollen. Armin Foxius, der auch Texte beigetragen hatte zeigte die aktuellen Probleme der kölschen Sprache auf. Für ihn gibt es nicht mehr so viele “Native Speaker” wie früher, die Kölsch sprachen, aber es oft nicht schreiben oder vorlesen konnten. Heute müsse man Kölsch vielen Kindern wie eine Fremdsprache vermitteln, da die Eltern oft selbst nicht mehr Kölsch sprechen, so Foxius. Und gerade hier seien die Bücher und Regelwerke der Akademie wichtige Helfer und unverzichtbar. In den wissenschaftlichen Standardwerken sieht Foxius auch keine Kreativitätsbremse, ganz im Gegenteil. Man müsse Texte in kölscher Sprache fördern, die das aktuelle Leben widerspiegeln, um die Sprache lebendig zu halten, fordert Foxius: “Kölsche Texte für die Zeit aus der Zeit”. Er mahnt aber auch Eleganz an und nennt als schlechtes Beispiel viele der aktuellen Mundart-Musikgruppen, die kölschtümelnde Texte mit Blick auf die nationale Vermarktung verfassen und dabei sich nicht richtig mit der kölschen Sprache auseinandersetzen.
Das Buch macht einen Anfang mit neuen Texte aus dem hier und jetzt, sicher nicht bei allen, aber bei einigen Stücken. Die Lesung gewann durch die Tonalität der vielen verschiedenen Stimmen der Autoren und ihrer Beobachtungen aus der alten und neuen Zeit, ihren Ausschnitten mitten aus dem prallen kölschen Leben. Und immer mit einem Augenzwinkern, wie etwa Monika Krupinski, die ihre Mutter einen “dicke Bunne-Koche” backen lässt.
Und zum Schluss ein Ausschnitt aus Alice Herrwegens “Aldi Talk”- der sich mit dem modernen kölschen Alltag auseinandersetzt: “Et Züff häld der neue Prospek vum Aldi en de Häng un kütt usem Staune nit mih erus. Wat gitt et do widder för doll Saache em Aangebodd! Dat Problem es nor, met singe Frembsprochekenntnisse es et nit esu wigg her un dann sprich dä Aldi och ärg verschwomme. Et versteiht bloß de Hälvte. Hee,för e Beispill: Sneaker Socken. Wat es dat dann? Mit verbesserter Klimazone? Söck met Klimazone?” Sigrid Krebs vom Bachem Verlag der die Bücher verlegt, versicherte das diese Themen der Kölner Verlegerfamilie Bachem verlegerisch besonders am Herzen liegen.
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Et hätt noch immer god gegange
E kölsch Leseboch
Herausgegeben von der Akademie för uns kölsche Sproch
J.P. Bachem Verlag
192 Seiten
12,5 x 21,0 cm, gebunden, 12,95 Euro
ISBN: 978-3-7616-2170-7
Januar 2008
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Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung